Hallo Martin!
Quote:
Damit meine ich keine direkte Finanzierung, sondern jegliche Steuervergünstigungen, die zur Kostenersparnissen für die die Starlink-Konstellation aufbauende Firmen führen.
Das ist eine politische Frage wie wir unsere Gesellschaft gestalten wollen, die ich hier eigentlich gar nicht diskutieren möchte.
Quote:
Ganz konkrekt: den fehlenden Zwang für die Entsorgung des von Starlink hervorgerufenen Weltraumschrotts. Dieser Zwang ließe sich durch hochprozentige Steuern doch locker erreichen.
Starlink ist per Definitionem kein Weltraumschrott sondern wird erst nach der Missionszeit dazu. Tote Satelliten werden m.W. in Parkbahnen oder in die Atmosphäre verbracht und erfüllen damit alle Anforderungen zur Vermeidung von Weltraumschrott. Schrott und Sichtstörung sind völlig unterschiedliche Dinge. Außerdem gibt es im Weltraumvertrag 1967 dazu keine Klauseln. Auf etwas Neues haben sich die Staaten nicht einigen können. Auch dies ist aber eine politische Frage.
Quote:
Haben die Auswirkungen des zusätzlichen Weltraumschrotts durch Starlink bisher keine öffentlich finanzierten Projekte/Forschungen/Radar-Anlagen zur Vermeidung von Kollisionen verursacht ? Bleibt das auch so ?
Ich bin mir nicht sicher, ob ich Dich richtig verstehe. Jedenfalls wird selbstverständlich Geld in die Untersuchung, Beobachtung und Beseitigung von Weltraumschrott gesteckt. Das wird auch in der Zukunft gemacht. Immerhin hat Deutschland jetzt einen ersten teilmobilen Radardetektor:
https://www.dlr.de/content/de/artikel/n ... logie.html
Quote:
Sterben wird dann nur die rücksichtslose Art und Weise, nach wie vor den Weltraumschrott zu vermehren. Die Raumfahrt wird nicht sterben.
Ich fürchte Weltraumschrott lässt sich wegen des Mehrstufenkonzepts nicht vermeiden (z.B. Resttreibstoff und Lackteilchen).
Quote:
Der Ausweg ist doch klar, du selbst hast am 14.November geschrieben "Schrottvermeidung ist in internationalen Verträgen und den Weltraumnormen schon lange festgelegt (siehe „Code of Conduct“ der ESA)" Sind in diesen Verträgen keine Sanktionen bei Verstössen gegen die Schrottvermeidung festgelegt ? Und in deinem Fazit vom 21.November schreibst du selbst: "- Zusätzlicher Weltraumschrott ist das wahre Problem von Starlink." Also: Darf man das Problem nicht vermeiden ?
Angesichts der Komplexität des Problem ist der Ausweg überhaupt nicht klar! Und Nein, Sanktionen werden von den Staaten nicht festgelegt. Ob das angesichts der wirtschaftspolitischen Aspekte jemals angestrebt werden wird, ist schwer zu sagen. Die ESA oder die EU werden nicht alle an Ariane (eine der größten Dreckschleudern weltweit) beteiligten Staaten sanktionieren (können). Die Amerikaner werden darauf nicht eingehen und andere Staaten wahrscheinlich auch nicht. Der Leidensdruck ist noch nicht groß genug.
Quote:
Konkrete Frage: ist es Polemik, bei durch verfügbare Fakten erkennbaren Risiken von negative Folgen für natürliche Vorgänge und Gegebenheiten eine Einstellung jeglicher weiterer Aktionen zu fordern, statt die Auswirkungen dieser weiteren Aktionen abzuwarten ?
Natürlich nicht, wir Experten sprechen das Thema Weltraumschrott massiv an und fordern aktive Unterstützung. Beim Thema Astronomie bin auch ich besorgt, nur muss man sich seiner Argumente eben hinreichend versichern. Das haben die VdS und einige Kollegen hier nicht getan, insbesondere wenn schon geklärte Punkte gebetsmühlenartig vorgebracht werden. Offenbar geht das jetzt auch bei Daniel Fischer los. Doch immerhin scheint unser Diskussion hier nicht nutzlos zu sein. Selbst Andreas Schnabel zieht sich argumentativ nun auf „Einzelbild-Weitfeldaufnahmen… im Sommer“ zurück (obwohl auch das schon geklärt wurde).
Quote:
Nebenbemerkung: Was Andreas Kaufer geschrieben hat, bestätigt ja meine Einschätzung der Folgen für den Large Synoptic Survey.
So schlimm, wie es wiederholt suggeriert wird ist es aber anscheinend nicht.
Quote:
Und bei VLT und ELT werden sicher sehr viel Steuergelder eingesetzt, was ich gar nicht negativ finde ! Aber: jedes dort "durch Satellitenspuren verlorene Bild" läßt sich doch genau finanziell beziffern.
Das Thema ist hinsichtlich Starlink ja nun geklärt. Es gibt keine durch Satellitenspuren verlorenen Bilder. Wenige sind lediglich gestört. Doch wer will das denn bitte in welcher Art beziffern? Das ist illusionär.
Quote:
Nur: wer VLT und ELT bezahlt, steht ja eh schon fest. Also: warum nicht gleich vom Satellitenbetreiber die Kosten für verlorene Bilder einfordern ?Nein, bitte jetzt nicht das Argument der überbordenden Bürokratie herausholen...
Ach, Bürokratie haben wir schon genug (jede demokratische Gesellschaft braucht Bürokratie), Mehrarbeit ist da kein Problem. Noch einmal: Wer will das denn bitte wie beziffern. Das ist unmöglich.
Ich denke, diese Aussage von Andreas Kaufer sollte jeder genau zur Kenntnis nehmen:
Abgesehen von den technischen Aspekten versuchen wir natürlich auch direkt Kontakt mit den Betreiberfirmen aufzunehmen und auch auf politischer Ebene unsere Position zu vertreten. Gerade beim letzteren muss man natürlich super vorsichtig sein. Man will ja nicht, dass die Astronomie als der Hemmschuh für eine globale und billige Kommunikation dargestellt wird. Da würden wir sicher den Kürzeren ziehen.
Gruß, Thomas