Beobachtungsaufruf der IOTA/ES (VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen):
In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober wird der Asteroid (87) Sylvia den Stern TYC 1932-00469-1 im Sternbild Krebs bedecken. Dabei fällt der Schatten des Kleinplaneten auf Deutschland, Österreich und die Schweiz. Es ist eine der interessantesten Bedeckungen im Jahr 2019 für Sternfreunde in Europa.
Das Dreifach-System
(87) Sylvia wurde im Jahr 1866 vom britischen Astronomen Norman Robert Pogson an einer Sternwarte in Indien entdeckt. Namenspatronin für den länglich geformten Asteroiden ist Rhea Silvia, der Mutter von Romulus und Remus in der römischen Mythologie. Im Jahr 2001 entdeckten Astronomen am Keck Observatorium einen Begleiter von (87) Sylvia. Diesen 11 Kilometer durchmessenden Satelliten tauften sie Romulus. Er umkreist (87) Sylvia in ca. 3,6 Tagen, die große Halbachse beträgt 1351 km. Drei Jahre später gelang die Entdeckung eines weiteren Mondes mit dem Very Large Telescope (VLT) in Chile. Dieser hat einen ähnlichen Durchmesser wie Romulus, umkreist aber (87) Sylvia in nur 1,4 Tagen. Die große Halbachse beträgt 702 km und somit liegt der Orbit innerhalb der Umlaufbahn von Romulus. Passenderweise wurde dieser neu entdeckte Mond Remus getauft.
Der Schattenpfad von (87) Sylvia
Für die Berechnung der Sternbedeckung in der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober ist eine projizierte Schattenbreite von 440 km angenommen worden. Dieser breite Schatten wandert am 29. Oktober 2019 ab 23:38 UT (30. Okt, 00:38 MEZ) über die Schweiz und den Westen Österreichs. Danach werden der Südenn die Mitte und der Osten Deutschlands bedeckt. Dabei steht der Zielstern etwa 24 Grad über dem östlichen Horizont. Eine Dauer von 23 Sekunden wird für diese Bedeckung erwartet. Die kombinierte Magnitude von Stern und Asteroid von 10 mag wird zum Zeitpunkt der Bedeckung um etwa 3,3 mag abfallen. Die Pfadbreite und die Dauer der Bedeckung kann durch die unregelmäßige Form des Asteroiden variieren. Die Dauer einer Rotation des Kleinplaneten beträgt etwas mehr als 5 Stunden.
Die folgende animierte Grafik zeigt die Lage der Pfade im deutschsprachiugen Raum an. Dabei ist (87) Sylvia in grün, Romulus in grau und Remus in blau eingezeichnet. Auf Grund der unsicheren Pfadlage der kleinen Monde sollte alle Beobachter sich auf eine Bedeckung durch einen der Satelliten einstellen. Irgendwo innerhalb der gestrichelten Grenzen findet jeweils das betreffende Ereignis mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 % statt.
Dateianhang:
Pfade_Sylvia,Roumulus_Remus_animated.gif [ 63.41 KiB | 8967 mal betrachtet ]
(Daten: Steve Preston,
IOTA, 2019 Oct 15 Grafik: Oliver Klös,
IOTA/ES)
Bedeckungen durch Romulus und Remus
Bahndaten für die Satelliten des
IMCCE (Institut de mécanique céleste et de calcul des éphémérides) in Paris und Steve Prestons letzte Berechnungen vom 15. Oktober 2019 zeigen einen Pfadverlauf vom Romulus innerhalb des Schattenpfads von (87) Sylvia an, während Remus' Pfad am östlichen Pfadrand von (87) Sylvia den Westen Österreichs und den Südosten Deutschlands durchquert (siehe Grafik oben). Die Bedeckungsdauer wird auf Grund der kleinen Durchmesser der Objekte 1,3 Sekunden für Romulus bzw. nur 0,8 Sekunden für Remus betragen. Die Bedeckung durch Romulus findet ca. 93 Sekunden vor der Bedeckung durch den Kleinplaneten statt, Remus wirft seinen Schatten ca. 72 Sekunden früher als (87) Sylvia auf die Erde. Auf Grund der unsicheren Bahndaten der Monde sind die Fehlergrenzen groß. Somit sollten alle Beobachtungsstationen
mindestens 2 Minuten vor dem Zeitpunkt für die Bedeckung durch (87) Sylvia die Messung bereits beginnen. Durch die kurze Dauer der Bedeckungen durch die Monde sind Video- und CCD-Aufnahmen der visuellen Beobachtung vorzuziehen.
Mittlerweile haben sich 53 Stationen aus ganz Europa für eine Beobachtung auf
OccutWatcher angemeldet. Allerdings weist die Abdeckung des Pfads von (87) Sylvia besonders im westlichen Teil des Pfads noch größere Lücken auf. Gerade hier sind auch die Chancen auf eine Bedeckung durch Romulus am größten.
Updates zur Pfadabdeckung kommen in den nächsten Tagen hier im Fourm bzw. auf dem neuen Twitter-Kanal der
IOTA/ES:
https://twitter.com/IOTAEuropeanSec
Die Pfadkoordinaten und Zeiten für die drei Objekte, berechnet von Steve Preston,
IOTA, am 15. Oktober:
Dateianhang:
Koordinaten_Sylvia.gif [ 25.54 KiB | 8967 mal betrachtet ]
Dateianhang:
Koordinaten_Roumlus.gif [ 25.53 KiB | 8967 mal betrachtet ]
Dateianhang:
Koordinaten_Remus.gif [ 25.48 KiB | 8967 mal betrachtet ]
Auf der Seite der
IOTA/ES (VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen) stehen Anleitungen zur Beobachtung von Bedeckungen durch Kleinplaneten unter
http://www.iota-es.de/guidelines.html zum Download bereit.
Viel Erfolg,