Hallo zusammen,
ich stelle hier meinen Eigenbau Czerny-Turner Spektrografen in „Beta-Version“ vor, will heißen, noch ohne Lack und Finish. Der Eigenbau erfolgte mit den mir gegebenen Möglichkeiten in Holz und Aluminium und den Fertigkeiten, die ich mir im Wesentlichen im Laufe der Zeit selbst beigebracht habe. Er besticht sicher nicht durch seine Erscheinung, vor allem im Vergleich zu Fertigungen mittels 3-Drucker oder CNC-Technik. Um dem Low-Cost-Bestreben nachzukommen habe ich auch teilweise auf vorhandene Teile aus früheren Projekten und auf Reste zurückgegriffen.
Seit vielen Jahren geistert in meinem Kopf schon die Idee für den Selbstbau eines Spektrografen herum, schließlich bin ich dann beim Konzept eines Czerny-Turner gelandet. Ausschlaggebend war die Möglichkeit, die Optik selbst herzustellen – günstig, farbrein und mit selbst bestimmter Qualtität. Ich habe dazu eine Borofloatscheibe von 115 mm Durchmesser und 15 mm Dicke zu einem sphärischen Spiegel mit 255 mm Brennweite geschliffen und poliert und daraus den Kollimator sowie den Kameraspiegel heraustrepaniert.
Die Bilder im Dateianhang sind hoffentlich selbsterklärend, dazu noch einige Besonderheiten:
Anders als beim klassischen Konzept wird das Licht zur Kamera hier seitlich ausgelenkt, weil ansonsten die Kamera nicht hätte untergebracht werden können. Der justierbare Planspiegel stammt aus einem selbst geschliffenen Stück, das ein Fangspiegel für ein Newton-Teleskop hätte werden sollen, aber beim Trepanieren verunglückt ist. Hier tut der verwendbare Rest noch gute Dienste.
In der Spaltbeobachtungseinrichtung befindet sich auch ein Klappspiegel, der das Licht vom Teleskop nach oben zu einem Okular lenkt. Damit kann das zu spektroskopierende Objekt zuerst visuell eingestellt werden. Anschließend wird der Spiegel nach unten geklappt und das Lichgt fällt auf den Spalt – oder zumindestens auf die Spaltbacken, was dann eine exakte Einstellung ermöglicht.
Durch die Öffnung für das Okular kann eine Kalibrierlampe eingebracht werden. Ich verwende momentan eine aus dem Starter Osram St 111 gebastelte Glimmlampe.
Die Helicalantriebe sowohl des WW-Objektivs für die Nachführkamera als auch für die Science-Kamera neigen bauartbedingt zu heftiger Verkippung, weshalb ich eigens dafür Fixierungen angebracht habe – nachträglich, wie man unschwer erkennen kann.
Die Beta-Version wurde natürlich auch beta-getestet mittels Spektralaufnahmen des Tageslichts, die dann zu einem Atlas verarbeitet wurden.
http://mondundmehr.astronomie-im-chiemg ... 0-6700.png
Ich konnte dabei mit Vspec für die Mg I-Linie bei 5183 Angström einen Wert für das Auflösungsvermögen von R = 1280 messen. Die Breite des Spaltes habe ich mittels der Dispersion eines roten Lasers mit ca. 35 µ ermittelt. Nach Simspec war hierfür mit einem Auflösungsvermögen von R = 1020 zu rechnen. Ich habe also wohl kein „Glump“ gebaut, wie wir Bayern sagen.
Ich werde das Gerät noch an Sternen testen, bevor es nochmals in Revision geht und den letzten Schliff erhält.
Viele Grüße
Oskar