Liebe Sternfreundinnen und Sternfreunde,
in den Morgenstunden des 11. November 2021 bedeckt TNO (84522) 2002 TC302 einen Stern im Sternbild Triangulum. Sternfreunde in Nordamerika und in ganz Europa werden diese Sternbedeckung verfolgen. Die VdS-Fachgruppe Sternbedeckungen (IOTA/ES) ruft euch auf, sich an der internationalen Beobachtungskampagne zu beteiligen.
Rätselhafter Durchmesser
Mit dem
Spitzer Weltraumteleskop wurde der Durchmesser von (84522) 2002 TC302 auf über 1100 km berechnet. Damit könnte er in die Kategorie der Zwergplaneten fallen. Messungen mit dem Weltraumteleskop
Herschel später ergaben allerdings einen geringeren Durchmesser von nur noch ca. 580 km.
Eine Sternbedeckung durch (84522) 2002 TC302 wurde im Januar 2018 erfolgreich in Europa beobachtet und bestätigte eher den geringeren Wert des Durchmessers.
Dateianhang:
84522 2002 TC302 2018 1 28.png [ 108.55 KiB | 5167 mal betrachtet ]
Abb 1. - Die erfolgreiche Beobachtung im Jahr 2018. Database Occult, D. Herald.
Es ist aber auch möglich, dass 2002 TC302 von einem Satelliten in einem engen Orbit umkreist wird und deshalb die gemessenen Durchmesser variieren. Auch die Möglichkeit zweier Objekte, die um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, kann nicht ausgeschlossen werden. Es gibt noch viele Fragen zu klären. J. L. Ortiz et al. haben das TNO in der wissenschaftlichen Veröffentlichung
The large trans-Neptunian object 2002 TC302 from combined stellar occultation, photometry, and astrometry data näher untersucht. Sie ist für alle Interessierte zugänglich.
Die Sternbedeckung am 11. November 2021
Am frühen Morgen des 11. November bietet sich die ausgezeichnete Gelegenheit, mehr über dieses interessante Objekt zu erfahren. Gegen 02:51 UT bedeckt das TNO den Stern UCAC4 616-007599 (11,7 mag). Dabei wird eine maximale Bedeckungsdauer von ca. 20 Sekunden erwartet, die kombinierte Helligkeit von Stern und Asteroid fällt im Falle einer Bedeckung um 8,6 mag ab.
Nach der
Pfadberechnung von Steve Preston (IOTA) mit Daten von
JPL Horizons und dem
Gaia EDR3 Katalog der
ESA erstreckt sich der fast 600 km breite Pfad im deutschsprachigen Raum über Österreich, der Schweiz und den Süden Deutschlands. Die 1-sigma Grenzen sind weit und decken ganz Deutschland ab.
Dateianhang:
Central Europe.png [ 1.3 MiB | 5167 mal betrachtet ]
Abb. 2 - Screenshot des Pfads nach Berechnungen mit Daten von JPL Horizon und Gaia EDR3. Die Pfadgrenzen sind in blau dargestellt. Die 1-sigma Fehlergrenzen sind rot. Irgendwo innerhalb dieser Fehlergrenzen findet die Sternbedeckung mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 % statt. OW Cloud, H. Pavlov.
Nachdem der Schatten Europa verlassen hat, rast er über den Atlantik und erreicht Nordamerika. Hier werden Beobachtungsstationen der IOTA versuchen, diese Sternbedeckung zu messen.
Interaktive Pfadkarten zu dem Ereignis sind in der
Occult Watcher Cloud für jeden Interessierten aufrufbar. Hier können Zeitpunkt der Bedeckung und Höhe und Himmelsrichtung des Zielsterns für jeden beliebigen geografischen Punkt eingesehen werden. Einfach auf die gewünschte Stelle in der Karte in der
Occult Watcher Cloud klicken. Eine Liste zeigt die angemeldeten Stationen mit ihren Abständen zur berechneten Zentrallinie auf. Sternfreunde, die
Occult Watcher auf ihrem Computer installiert haben und eine Beobachtung planen, melden bitte ihre Stationen an. Behaltet
Occult Watcher im Auge für mögliche neue Berechnungen der Vorhersagen.
Bisher sind mehr als 80 Stationen (Stand: 24.10.) in Europa und Nordamerika bereit, die Bedeckung zu verfolgen. Durch die unterschiedlichen Werte für den Durchmesser des TNOs ist es äußerst wichtig, dass auch weit außerhalb des berechneten Pfads beobachtet wird. Nur so können wir das Schattenprofil des TNO genau bestimmen und einen möglichen Begleiter oder sogar einen Ring entdecken.
Ringe um den Zentauren (10199) Chariklo wurden erstmals durch eine Sternbedeckung nachgewiesen.
Seht den Zeitpunkt der Bedeckung nur als mittleren Richtwert an und startet eure Beobachtung mindestens 5 Minuten vor dem Bedeckungszeitpunkt und beobachtet für 10 Minuten. Verschiebungen in der Zeit sind genauso möglich wie in der Lage des Pfads auf der Erdoberfläche.
Es gibt eine
alternative Vorhersage des
Lucky Star Teams in Paris. Das Team hat den Pfad weiter südlich berechnet, doch liegt auch hier Deutschland noch in der 1-sigma Fehlerzone. Irgendwo innerhalb dieser Zone, die fast ganz Europa abdeckt, findet die Bedeckung mit einer Wahrscheinlichkeit von 68 % statt.
Es wird auf jeden Fall spannend in den frühen Morgenstunden am 11. November.
Ein Formular für eure Beobachtungsmeldung liegt
hier vor.
Bitte meldet eure positiven wie negativen Beobachtungen an:
2002tc302@iota-es.de
Regelmäßig werden wir auch über unseren Twitter Account
@IOTAEuropeanSec über die Beobachtungskampagne berichten. Ihr könnt unsere Tweets auch über einen Webbowser lesen. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.
Viel Erfolg,