Hallo zusammen,
im Thread zu Komet 12P habe ich gerade meine Beobachtungen vom 19.03. beschrieben:
viewtopic.php?p=41810#p41810
Hier nochmal ein Auszug daraus und anschließend meine Erklärungsversuche.
Hat jemand die Möglichkeit, Spektren dieses Kometen aufzunehmen?
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Baader C2 Swan-Band Filter:
Für meinen Baader C2 Swan-Band Filter (laut technischen Daten zentriert auf 512 nm, FWHM 15 nm) war dies das First Light. Mit diesem Filter wirkte die Koma als ganze deutlich kontrastreicher relativ zum Himmelshintergrund. Der False Nucleus kam sehr deutlich zur Geltung. Den Ionenschweif konnte ich nur über etwa die Hälfte der Länge verfolgen im Vergleich zur Beobachtung ohne Filter.
Lumicon Comet Filter:
Mit dem Lumicon Comet Filter (laut technischen Daten zentriert auf 507 nm, FWHM 22 nm) sah ich die Koma als ganze ebenso deutlich kontrastreicher relativ zum Himmelshintergrund, vergleichbar mit dem Baader C2 Swan-Band Filter. Jedoch stach der False Nucleus nicht so deutlich hervor. Die innere Koma erschien zwar auch hell, aber verwaschener. Den Ionenschweif konnte ich über die volle Länge verfolgen wie ohne Filter und er wirkte dabei etwas kontrastreicher als ohne Filter.
Baader CCD Blaufilter:
Mit dem Baader CCD Blaufilter (laut Spezifikation Transmission 390 nm – 510 nm) wirkte die Koma deutlich kleiner und schwächer. Die äußere Koma wurde gänzlich unterdrückt. Den Ionenschweif sah ich in voller Länge wie ohne Filter oder mit Lumicon Comet Filter und er wirkte ebenso etwas kontrastreicher als ohne Filter.
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Mein Erklärungsversuch für diese Beobachtungen:
Der Baader C2 Swan-Band Filter ist recht schmalbandig zentriert auf die C2 Banden (513.0 nm und 516.5 nm Wellenlänge), aber er lässt (gemäß spezifizierten Daten) von den nahe gelegenen CO+ (503.9 nm, 504.3 nm, 507.2 nm und 507.6 nm, siehe [2]) weniger transmittieren. Hier wäre eine gemessene Filtertransmissionskurve interessant. Sicher gibt es toleranzbedingte Schwankungen von Filter zu Filter und manche Exemplare könnten vielleicht die CO+ Banden etwas besser durchlassen und manche etwas schlechter.
Der Lumicon Comet Filter lässt (gemäß spezifizierten Daten) von diesen vier CO+ Banden deutlich mehr transmittieren. Die auf Fotos blaue Farbe von Ionenschweifen kommt hauptsächlich durch CO+ Banden bei verschiedenen Wellenlängen zustande (siehe [1]). Es gibt außer den oben genannten CO+ Banden noch weitere (454.0 nm – 456.9 nm, 468.4 nm – 471.5 nm, 483.7 nm – 486.9 nm, 487.9 nm – 491.4 nm und weitere, siehe [2]). Diese sind weiter entfernt vom Maximum der spektralen Empfindlichkeit der menschlichen Augen beim Nachtsehen (507 nm).
Der Baader CCD Blaufilter (oder vergleichbare von Astrofotografen benutzte Blaufilter von RGB-Filtersets) lässt die genannten CO+ Banden und nur einen Teil des kontinuierlichen Spektrums (Staubkoma bzw. Staubschweif) transmittieren. Wie viel diese anderen Banden zum visuellen Seheindruck beitragen, hängt von deren spektraler Intensität im jeweiligen Kometenspektrum ab und davon, wie senstitiv die Augen bei den jeweiligen Wellenlängen sind (schwächer bei den kürzeren Wellenlängen).
Einen Schmalbandfilter spezifisch für CO+ fände ich ziemlich interessant.
Könnte der etwas verschmiertere Eindruck der inneren Koma mit Lumicon Comet Filter daran liegen, dass dort recht viel CO+ war?
Hier wären Spektren des Kometen, aufgenommen in der Koma und separat davon im Ionenschweif sehr aufschlussreich.
[1] J.C. Brandt und R.D. Chapman, „Introduction to Comets“, 2nd ed., Cambridge University Press (2004), Seite 148.
[2] „The Band Spectrum if Carbon Monoxide“, U.S. Department of Commerce (1966), Seite 54, Tabelle 32 (Comet tail system of CO+):
https://nvlpubs.nist.gov/nistpubs/Legac ... nsrds5.pdf
Clear skies
Robin