Schöne Bilder und Berichte! Das war wirklich der "Sommernachtstraum", den wir auf unseren Plakaten ausgelobt hatten. Wobei Mars in den Medien ziemlich untergegangen ist, die hoben überwiegend auf die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts ab. Ist ja auch egal, die Sternwarten und öffentlichen Beobachtungsplätze wurden von den Besuchern wohl ziemlich geflutet. Selbst Beobachter in sonst ruhigen Ecken hatten plötzlich reichlich Besuch.
Persönlich saß ich in meiner ruhigen Ecke auf dem Balkon mit Blick von Südsüdost bis Südwest. Eine Kamera mit 85-mm-Objektiv hatte ich ans Balkongeländer geklemmt, die andere war am 123-mm-Refraktor mit 740 mm Brennweite angeschlossen. Es war von vornherein klar, dass ich den Mond nicht beim Aufgang sehen könnte (da ist ein Nachbarhaus im Weg), doch das fand ich verzichtbar, weil er in der hellen Dämmerung kaum zu sehen sein würde. Erhofft hatte ich mir eine Sichtung ab 21.45 Uhr, sicher ab 22 Uhr.
Das Wetter in und um Stuttgart ließ am Nachmittag viele Wolkentürme entstehen. Auf dem Regenradar waren schon am Nachmittag einzelne Niederschläge zu sehen, da wurde ich im Büro unruhig, denn zu Hause stand das Equipment auf dem Balkon. Zum Glück fielen die Wolken am Abend wieder in sich zusammen, der Himmel wurde klar, doch es war etwas dunstig.
Ab 21.30 Uhr streckte ich mich von der westlichen Balkonecke aus, um den Mond zu finden. Tatsächlich tauchte er um 21.40 Uhr in einer Höhe von 4,6 Grad neben dem Nachbarhaus auf. Der Kontrast war natürlich nicht berauschend. Bis er auch im Gesichtsfeld der Kameras war, vergingen einige Minuten. Das erste Bild (21.53 Uhr) mit der langen Brennweite, der Himmel ist wegen zu kurzer Belichtung viel zu dunkel:
Eine Minute später dann der Klick mit 85 mm Brennweite, so in etwa sah das visuell aus:
Dann wurde es dunkler, der Mond stieg höher, ich wollte die Szenerie unbedingt zusammen mit Mars und Fernsehturm in der Mitte aufnehmen. Das sah dann so aus (22.30 Uhr)
Die klassische Mofi-Aufnahme mit der langen Brennweite und einigen Sternen im Hintergrund (22.53 Uhr):
Die Fotografiererei trat immer mehr in den Hintergrund, der visuelle Eindruck, mal mit bloßem Auge, mal mit Fernglas, war einfach nur schön. Anblick um 23.23 Uhr:
Vom Ende der Finsternis (Austritt aus dem Kernschatten) hatte ich nicht viel erwartet. Doch dieses kleine, helle, unverfinsterte Stückchen Mond, das Zug um Zug größer wurde mit harter Kante zum noch verfinsterten Teil war faszinierend. Bild von 23.19 Uhr:
Zum Abschluss eine Minute später kürzer belichtet, da es sich ja um eine *Finsternis* handelt:
Damit war die Sache für mich gegessen und ich habe mich unters Volk gemischt. Den noch teilverfinsterten Mond zwischen den Häusern mit all dem mitternächtlichen Treiben zu erleben war der eigentliche Sommernachstraum.